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Othering, wörtlich übersetzt könnte man von Veranderung sprechen, bezeichnet einen Prozess, indem Menschen zu Anderen gemacht werden, indem sie mit bestimmten Kategorien (z.B. geschlechtsbezogenen Kategorien wie Mann, Frau oder Divers, rassifizierenden oder ethnisierenden Kategorien) etikettiert werden. Demnach wird statt Othering auch von Kategorisierungen gesprochen.

In der sozialwissenschaftlichen Forschung steht Othering für einen Prozess, in dem Andere markiert und damit von einer vorgestellten Eigengruppe abgegrenzt werden. Meist ist mit dem Prozess des Othering auch eine Bewertung verbunden, typischerweise eine Abwertung der Veranderten bzw. eine Aufwertung der Eigengruppe. Zudem stellt sich häufig ein homogenisierender (vereinheitlichender) Effekt ein, indem Binnendifferenzen der Eigengruppe wie der Anderen ausgeblendet werden. Prozesse des Othering machen sich häufig an vermeintlich ›objektiven‹ Merkmalen der Veranderten (z.B. wahrgenommenen Geschlechtsmerkmalen, Hautfarben, Religionen, Herkunftsvermutungen) fest. In Prozessen des Othering wird oft auf historisch bewährte Muster der Markierung und Bewertung von Anderen zurückgegriffen, wie die lange Geschichte von Sexismen und Rassismen (z.B. Antisemitismus, Antiromaismus, Orientalismus) aber auch des Ausschlusses von ›Unehrenhaften‹, ›Unterständigen‹, ›Unreinen‹ oder ›Ungläubigen‹ zeigt.

Indem diese Markierungen von Anderen von Vielen (als Selbst- oder Fremdbezeichnung) genutzt werden, indem sie medial verstärkt werden, indem sie in amtliche Klassifizierungen (z.B. das Geschlecht, die Staatsbürgerschaft und andere rechtliche Bestimmungen) Eingang finden oder indem sie in Prozessen der Arbeitsteilung genutzt werden, gewinnen diese Konstrukte eine neue Qualität; sie werden wirkmächtig, indem sie unterschiedliche soziale Positionierungen und Lagerungen der Veranderten hervorbringen.

Praktiken des Othering können für die Herabsetzung und Diskriminierung von Gruppen genutzt werden; sie spielen eine zentrale Rolle bei der Zuweisung von sozialen Positionen und bei der Legitimierung von daraus entstehenden Ungleichheiten. Zunächst sind Prozesse des Othering als soziale Konstruktionen zu begreifen, die dann jedoch über ihren (erfolgreichen) Einsatz bei Diskriminierungen und sozialen Schließungen, tatsächlich Andere hervorbringen.

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Literatur

Brubaker, Rogers 2015: Grounds for Difference, Cambridge, Mass.: Harvard University Press

Hirschauer, Stefan 2017: Un/doing Differences. Die Praktiken der Humandifferenzierung, Weilerswist: Velbrück