Ich habe von 2005 bis 2022 als Hochschullehrer für Fragen der Sozialstrukturanalyse und ihrer Methodik am Institut für Soziologie der Universität Münster gearbeitet. Nun bin ich als Seniorprofessor an diesem Institut tätig. Die Befassung mit Sozialstrukturanalysen (im weiteren Sinne) zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch meine gesamte wissenschaftliche Biographie. Das beginnt mit der wissenschaftlichen Ausbildung in den 1970er Jahren und setzt sich in den theoretischen Interessen, in der Forschung wie in der Lehre fort.
Einordnungen
In theoretischer Perspektive bin ich vermutlich am ehesten dadurch charakterisierbar, dass ich stark durch Ansätze aus dem praxeologischen Theoriespektrum geprägt worden bin. Das betrifft auch das spezifische Verständnis des Verhältnisses von theoretischer und empirischer Arbeit, wie es sich z.B. bei Pierre Bourdieu findet; ebenso das Verständnis vom Status von Sozialwissenschaften und sozialwissenschaftlichen Wissens.
In methodischer Hinsicht würde ich mich als ›heimatlos‹ begreifen, weil ich Methoden als den inhaltlichen Fragen der Sozialwissenschaft untergeordnet begreife und ich den Heilsversprechen der (z.B. qualitativen wie quantitativen) Methodenwelten skeptisch gegenüber stehe. Anstelle eines Mixes von qualitativen wie quantitativen Methoden würde ich eher für eine Auflösung dieser Unterscheidung plädieren.
Disziplinär betrachtet würde ich mich als einen sozioökonomisch und soziohistorisch geprägten Soziologen begreifen, der sowohl an soziologischen wie an sozialwissenschaftlichen Institutionen tätig war.
Neben dieser wissenschaftlichen und institutionellen Prägungen und Positionierungen geht es auch darum, der raum-zeitlichen Rahmenbedingungen einer solchen Biographie gewahr zu werden. Der Akt des ›Klassifizierens‹ und ›Kategorisierens‹ von Menschen ist alles andere unproblematisch.
Zunächst einmal treibt mich der Spaß an sozialwissenschaftlicher Forschung und an der Diskussion und Vermittlung sozialwissenschaftlichen Wissens. Nach dem Ende meiner regulären Tätigkeit an einem soziologischen Institut begreife ich eine solche Website als eine Möglichkeit, die Ergebnisse und Einsichten wissenschaftlicher Arbeit zu kommunizieren und zur Diskussion zur stellen. Ich weiß, dass ich nicht der geborene Blogger bin, aber ich kann – nach einer Zeit des Nachdenkens – auf Vorschläge und Fragen aber auch auf Einwände und Kritik reagieren. Einen solchen Dialog möchte ich mit dieser Website suchen; vielleicht entstehen gar fruchtbare Debatten.
Neben den theoretischen Überlegungen und den empirischen Analysen scheint es mir wichtig, auch das Feld der Sozialstrukturanalyse transparenter zu machen. Man ist bei der Durchsicht von neuen und alten Medien mit einer Vielzahl von Zahlen, Tabellen und Graphiken zu sozialstrukturellen Themen konfrontiert; hier ist zum einen ein konzeptionellen und theoretischer Ordnungsrahmen gefragt, um Befunde einordnen zu können; zum anderen ist es aber auch hilfreich, um die Sprecher:innen und ihrer Positionierung im (wissenschaftlichen bzw. politischen) Feld zu wissen, um Befunde verorten zu können.
Mich reizt es, neue Formen der Darstellung sozialwissenschaftlichen Wissens zu erproben. Auch hier muss ich gestehen, dass ich nicht der geborene Didaktiker (im klassischen Sinne) bin. Ich habe in eigenen Forschungen (in der Erwachsenenbildung der Gewerkschaften) wie auch in der eigenen Lehre an Hochschulen und in Weiterbildung immer wieder die Erfahrung gemacht, dass Prozesse des Lernens ausgesprochen individuell und vielfältig verlaufen und damit nur bedingt planbar sind. Spannend erscheinen mir auch die Möglichkeiten des nicht-seriellen und veränderbaren Schreibens, die eine Website bietet.
Schließlich reizt mich nach zwei sehr umfangreichen Publikationsprojekten, an denen ich viele Jahre gearbeitet habe, die Möglichkeit, Zwischenergebnisse des Forschens ohne die mitunter langen Wege durch die Redaktionen und Verlage auf direktem Wege verfügbar zu machen. Nicht wenige Forschungsbefunde landen auch in der Schublade; nicht unbedingt weil sie mangelhaft sind, sondern weil sie nicht mehr in den Argumentationsgang der jeweiligen Publikation passen.
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