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Während individualisierte Einkommensverteilungen den Vorteil bieten, die Streuung von Einkommenslagen unabhängig von sozialen Gruppenkonstrukten darstellen zu können, ermöglichen es sozial strukturierte Einkommensverteilungen, die Positionierung und die Heterogenität bzw. Homogenität von Sozialgruppen abzuschätzen.

Die folgende Tabelle informiert über die Verteilung des Nettoäquivalenzeinkommens verschiedener sozialer Gruppen auf Einkommensquintile; demnach haben 56% der leitenden Angestellten in Westdeutschland ein Nettoäquivalenzeinkommen, das im obersten Fünftel der Einkommensverteilung liegt. Der Übersichtlichkeit halber wurde auf das 2. und 4. Quintil verzichtet; daher summieren sich die Zeilen nicht auf 100%. Vermutlich sind in der Spaltenstruktur die Anteile an den gesamtdeutschen Quintilen angegeben.

  West  Ost 
Stellung im Beruf1. Qu.3. Qu.5. Qu1. Qu.3. Qu.5. Qu.
Bis 60 Jahre:      
Ltd. Ang., höh. Beamte0125602419
Hoch qual. Ang., gehob. Beamte3134231835
Selbstständige, freie Berufe101239181544
Qual. Ang., mittlere Beamte82520142911
Einf. Angestellte u. Beamte27181033335
Meister/Vorarbeiter:innen821150419
Facharbeiter:innen630919342
Un-, angelernte Arbeiter3124132275
Arbeitslose771509030
Vorruhestand18231843295
Studium, Lehre24186///
Hausfrauen/-männer4915447230
Noch nie/nicht erwerbstätig611226090
Ab 61 Jahren:      
Noch erwerbstätig121740131925
Rentner (ehem. Ang. Beamte)14222316315
Rentner (ehem. Selbstst.)30111144280
Rentner (ehem.Arbeiter)3616143120
Quelle: Datenreport 2021, S. 274
Tab. 1: Einkommensquintile nach Stellung Im Beruf

An dieser Tabelle lassen sich drei wichtige Strukturmomente beobachten

An dieser Tabelle läßt sich recht gut recht gut ein vielleicht irritierender Effekt der Nettoäquivalenzeinkommen erläutern. Diese Einkommen beziehen sich auf Personen, berücksichtigen aber auch deren Haushaltszusammenhang. So kann z.B. ein angelernter Arbeiter, der mit einer Chefärztin zusammenlebt durchaus ein Nettoäquivalenzeinkommen im obersten Quintil erreichen. D.h. man erfährt somit implizit auch etwas über die Partnerschaftschancen der verschiedenen Gruppen.

Kommentar

In diesem Sinne kann die Tabelle auch als Warnung vor einem gruppistischen Fehlschluss gelesen werden. Wenn man einmal von (nicht gänzlich auszuschließenden) Erhebungsfehlern absieht, zeichnen sich insbesondere die mittleren aber auch die darunter und darüber liegenden Gruppen oft durch eine ganz erstaunliche Streuung der Einkommen aus; das kann neben dem erwähnten Partnerschaftseffekt, z.B. auch auf Unterschiede im Arbeitsvolumen, auf eine nicht qualifikationsadäquate Beschäftigung, auf nicht qualifikationsabhängige Entlohnungsunterschiede (z.B. gender-pay-gap oder Senioritätsregeln) zurückgehen

Literatur

Datenreport 2021, hrsg. vom Statistischen Bundesamt, Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung