Das Statistische Bundesamt (Pressemitteilung 168 vom 29.4.24) hat an Daten der Verdiensterhebung* aufgezeigt, dass sich die Ungleichheit der Bruttostundenverdienste zwischen 2018 und 2023 erkennbar abgeschwächt hat.
2018 | 2022 | 2023 | Entw. 2018-2023 | |
Dezilgrenzen** | ||||
1. Dezil | 9,71 | 10,90 | 12,25 | 126,2% |
5. Dezil (Median) | 16,58 | 18,75 | 19,56 | 118,0% |
9. Dezil | 31,76 | 35,80 | 36,48 | 114,9% |
Dezil-Verhältnisse | ||||
9. Dezil/ 1. Dezil | 3,27 | 3,28 | 2,98 | |
9. Dezil/ 5. Dezil | 1,92 | 1,91 | 1,87 | |
5. Dezil/ 1. Dezil | 1,71 | 1,72 | 1,60 |
Der Median der Bruttostundenverdienste ist zwischen 2018 und 2023 um 18% angestiegen. Dieser Anstieg fällt jedoch in den verschiedenen Verdienstbereichen unterschiedlich aus; bei den unteren Verdienstgruppen (1. Dezil) betrug der Anstieg 26%; im oberen Verdienstbereich (9. Dezil) nur etwa 15%. Mithin hat sich die Streuung der Bruttostundenverdienste verringert; so ging das 90/10-Dezilverhältnis von 3,27 auf 2,98 zurück. Vieles spricht dafür, diese Entwicklung als Erfolg des erhöhten Mindestlohns zu interpretieren.
Ost-West-Verhältnisse
Im Vergleich der westlichen und östlichen Bundesländer wird deutlich, dass sich die Medianverdienste allmählich angleichen. So steigen die Mediane des Bruttostundenverdienstes von 82% des Westniveaus (2018) auf 88% (2023).
Ost/West-Relation | |||
2018 | 2022 | 2023 | |
1. Dezil | 93,0% | 96,0% | 98,9% |
5. Dezil = Median | 82,0% | 86,3% | 87,9% |
9. Dezil | 79,1% | 80,4% | 81,2% |
Beim Vergleich der Dezile wird deutlich, dass die West-Ost-Unterschiede vor allem mit den höheren und hohen Verdiensten zusammenhängen. So erreicht die 9. Dezilgrenze in den östlichen Bundesländern nur 81% des Westniveaus. Dieser Wert hat sich seit 2018 kaum verändert.
Lohnungleichheiten in Ost und West
Die Lohnungleichheiten waren 2018 in den neuen Bundesländern mit einem 90-10-Dezilverhältnis von 2,80 deutlich geringer als in den alten Bundesländern (3,29).
Westdeutschl. (inkl. Berlin) | Ostdeutschland | |||||
2018 | 2022 | 2023 | 2018 | 2022 | 2023 | |
Dezilgrenzen* | ||||||
1. Dezil | 9,90 | 10,98 | 12,28 | 9,21 | 10,54 | 12,15 |
5. Dezil | 17,04 | 19,12 | 19,92 | 13,97 | 16,50 | 17,50 |
9. Dezil | 32,59 | 36,65 | 37,32 | 25,79 | 29,48 | 30,30 |
Dezil-Verhältnisse | ||||||
9. / 1. Dezil | 3,29 | 3,34 | 3,04 | 2,80 | 2,80 | 2,49 |
9. / 5. Dezil | 1,91 | 1,92 | 1,87 | 1,85 | 1,79 | 1,73 |
5. / 1. Dezil | 1,71 | 1,72 | 1,60 | 1,72 | 1,74 | 1,62 |
Dieses Dezilverhältnis verringert sich in den östlichen Bundesländern stärker als in den westlichen Ländern.
Methodische Erläuterung
* Verdiensterhebung (früher Verdienststrukturerhebung): Eine Erhebung des Statistischen Bundesamtes zur Bestimmung der Bruttoverdienste von abhängig Beschäftigten. »Die Vierteljährliche Verdiensterhebung ist eine repräsentative, einstufig geschichtete Stichprobenerhebung mit Auskunftspflicht. Befragt werden rund 40.500 Betriebe mit 10 beziehungsweise 5 und mehr Arbeitnehmern (…). In den Wirtschaftszweigen ›Öffentliche Verwaltung, Verteidigung; Sozialversicherung‹ sowie ›Erziehung und Unterricht‹ wird aufgrund der Nutzung von Verwaltungsdaten fast komplett auf eine Erhebung verzichtet.« (DeStatis 5.7.2024)
** Wenn man die Verdienstangaben nach Größe sortiert und die Verteilung in 10 gleichgroße Segmente (Dezile) aufteilt, entstehen 9 Dezilgrenzen. Diese werden (leider) oft als Dezile bezeichnet; korrekter wäre die Bezeichnung Dezilgrenzen. Die fünfte Dezilgrenze entspricht dem Median, jenem Wert, der die Verteilung in zwei gleich große Hälften teilt.